„Catcalling“ ist kein Kompliment! - Sexuelle Belästigung wird „angekreidet“

Im Zeitraum Juni 2023 bis Mai 2024 sind alle Personen, die in der Region von „Catcalling“ betroffen waren aufgerufen, über die Mailadresse keinkompliment@kreis-fds.de oder den Instagram-Account die erlebten Catcalls in anonymisierter Form zu melden. Dabei sollte der Wortlaut des Catcalls sowie möglichst konkret der Ort genannt werden. Es spielt keine Rolle, wie lange das Erlebnis zurückliegt. Obwohl Catcalling ursprünglich nur verbale Belästigung meint, dürfen auch körperliche Übergriffe gemeldet werden.

Hinterherpfeifen oder Kussgeräusche, aufdringliche Blicke, anzügliche Sprüche auf offener Straße oder übergriffige Nachrichten auf sozialen Medien wie „Hey, geiler Arsch“ oder „Willst du ficken?“: Dies sind noch eher harmlose Beispiele für die recht niedliche Bezeichnung „Catcalling“. Darunter werden alle sexuell konnotierten Verhaltensweisen bzw. verschiedene Arten der sexuellen Belästigung ohne Körperkontakt im öffentlichen Raum zusammengefasst. Dazu gehört auch die ungewollte Konfrontation mit Bildern oder Videos sexuellen Inhalts mittels digitaler Medien.
„Catcalling“ richtet sich vornehmlich gegen Mädchen und Frauen. Belästigungen auf der Straße haben gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen: Sie berichten von körperlichen Symptomen und Angst, z.B. vor Vergewaltigung oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können. Das kann dazu führen, dass Frauen und Mädchen beginnen, Bereiche im öffentlichen Raum zu meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen.
Nach einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erleben 44 Prozent der Frauen, so wie 32 Prozent der Männer in Deutschland sexistische Zeichen und Übergriffe. Catcalling als berührungslose Belästigung ist nicht strafbar, körperliche Übergriffe hingegen schon. Jede Frau und jedes Mädchen kann betroffen sein und es kann überall geschehen. Catcalling ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Nun machen die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten mit der Aktion #kein Kompliment am 2. Freitag im Juni, auf diese Vergehen aufmerksam. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen und Mädchen sich nicht unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein. Der Hinweis mancher Männer ‚Nimm’s doch als Kompliment.‘, führt leider nicht weiter. Sexuelle Belästigung ist #keinKompliment“, so Simone Semmler für die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, die Initiatorin der Aktion. Ursprünglich stammt die Idee des „Ankreidens“ vom Verein „chalk back“ und fand erstmals in New York statt.
Ab Juni 2023 sind Frauen und Mädchen, die betroffen sind, dazu aufgerufen, ihre Catcall-Erlebnisse über die regionale Mailadresse oder den Instagram-Account zu melden. Dort werden die Meldungen gesammelt. Am zweiten Aktionstag, dem 14. Juni 2024 wird den Betroffenen, eine Stimme gegeben. Regional organisierte Aktionsgruppen „kreiden“ diese Übergriffe „an“, indem sie sie mit Kreide an dem Ort sichtbar machen, an dem sie stattgefunden haben.
So soll das Thema mehr in den Fokus gerückt und die Sensibilität für das Thema erhöht werden. Darüber hinaus sollen auch kommunale Entscheidungsträger*innen (z.B. im Bauamt, im Ordnungsamt oder bei der Polizei) darauf aufmerksam gemacht werden, an welchen Stellen in ihrer Stadt/Kommune sogenannte „Angsträume“ sind, also Orte mit erhöhtem Bedrohungspotenzial für Frauen.Hier vor Ort ist die Ansprechpartnerin Silke Finkbeiner, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises. Mitveranstalterin ist der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt.

Kontakt

Gleichstellungsbeauftragte Silke Finkbeiner
Telefon 07441 920-1026
Fax 07441 920-991026

Weitere Links

Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten B.-W.
http://frauenbeauftragte-bw.de

Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros
www.frauenbeauftragte.org